Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist ein Behandlungsverfahren, das sich aus der Psychoanalyse nach Sigmund Freud entwickelt hat. Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und Psychoanalyse beziehen sich auf den gleichen theoretischen Hintergrund: Menschen entwickeln sich über die gesamte Biographie hinweg. So kann es sein, dass ein bestimmtes Verhalten in der Kindheit eines Menschen sehr sinnvoll und hilfreich war. Und es kann auch sein, dass der Mensch mit dieser Haltung, die oft auch in der Körperhaltung Ausdruck findet, recht gut durchs Leben kommt. Wenn dieser Mensch in eine Situation kommt, wo dieses Verhalten und diese Haltung sehr viel Energie verbraucht oder sich sogar als unpassend erweist, kann es zur Entwicklung von Krankheitssymptomen kommen. Vertraute Verhaltensmuster können jedoch nicht kurzfristig verändert werden. Die Wurzel des Verhaltens liegt in der Vergangenheit, aber die krankmachende Wirkung entfaltet sich in der Gegenwart. Die Psychoanalyse geht davon aus, dass uns nur ein ganz geringer Teil dessen, was uns ausmacht, was wir wissen und erfahren haben, bewusst ist. Die Erfahrungen und Bilder, die dem Bewusstsein nicht zugänglich sind, wirken dennoch in jedem Moment. Sie nehmen Einfluss auf das Erleben und das Handeln in jeder aktuellen Situation. In der tiefenpsychologisch fundierten Therapie werden Zusammenhänge bewusst gemacht und ein gegenwärtig passendes Verhalten wird entwickelt. Dabei kann es nicht nur um die Anpassung an die Gegebenheiten und Erwartungen der Umwelt gehen, sondern vor allem darum, dass sich der Mensch authentisch und gesünder darin fühlt. Über die Arbeit mit Bildern, Träumen und neuen Erfahrungen soll ein Zugang zu einem Teil des Unbewussten geschaffen werden. Ziel ist, die eigene Sicht der Welt und die eigenen Bedürfnisse besser kennen zu lernen und das eigene Verhalten neu und wirksamer auszurichten. Oft kommt das, was dem Bewusstsein nicht zugänglich ist, über den Körper zum Ausdruck. Der Mensch fühlt sich zum Beispiel fremd in seinem Körper, oder empfindet körperlichen Schmerz, anstatt z.B. das Gefühl von Trauer zu erleben. In angeleiteten katathymen Imaginationen oder in der psychodramatischen Szene findet diese Körpersprache oft einen veränderten Ausdruck. Es tauchen Bilder auf oder auch neue, klärende Worte. Der Körper wird über diesen Prozess entlastet. Psychoanalyse und Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie unterscheiden sich in Form, Dauer und Ziel der Behandlung. Eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist sehr am „Hier und Jetzt“, der aktuellen Lebens- und Konfliktsituation, orientiert. Sie bezieht dennoch auch im begrenzten Umfang frühere belastende Erlebnisse mit ein, soweit dies zum Verständnis und zur Bewältigung des aktuellen Konflikts erforderlich erscheint. Zum Beispiel haben Menschen, die unter einer Depression leiden, häufig Schwierigkeiten sich von anderen Menschen abzugrenzen oder eigene Bedürfnisse zu spüren und durchzusetzen. Darüber hinaus werden in der tiefenpsychologisch fundierten Therapie stärkende, haltgebende Erfahrungen (Ressourcen) aufgesucht und bewusst aktiviert, so dass Symptomentlastung bewirkt und neue Handlungskompetenzen gefördert werden. Die Behandlung dauert in Regel zwischen 1 und 2,5 Jahren. Im Regelfall wird eine Sitzung pro Woche, zumeist im Sitzen durchgeführt. Meist gibt es in den Therapien benennbare Ziele, die aufgrund eines bestimmten Leidensdrucks gemeinsam von Patient und Therapeut formulierbar sind. Ziel sollte immer sein, die gewonnenen Einsichten und Erkenntnisse ins Alltagsleben hinein umzusetzen, um nachhaltige Veränderungen und Verbesserungen, z.B. Strategien für einen gesünderen Umgang mit Konflikten und Belastungen ins Leben einzubinden.

Dr. med. Birgit Koerdt-Brüning . Ärztliche Psychotherapeutin
Elsener Str. 92 - 94 . 33102 Paderborn . Telefon (05251) 8 79 72 79